Zurück in die Steinzeit? Bitte nicht aus der heimischen Höhle!
Ein Artikel von Andreas Steffen auf Basis eines Beitrags bei LinkedIn vom 12.10.2023
„Revolution“, dieser Begriff hat eigentlich eine etwas andere als die gemeinhin geläufige Bedeutung. Das „Re“ am Anfang verrät‘s, denn im ursprünglichen Wortsinn* ist damit „Zurück zu alten Zeiten“ gemeint.
Was „Chefs“ prognostizieren
Im unten verlinkten Artikel wird eine aktuelle Studie zitiert, nach der eine „Mehrheit der Chefs“ (im Verlauf wird es von t3n um „Chefinnen“ erweitert) glaubt, „dass ortsungebundene Arbeit für deren Teams bald der Vergangenheit angehören wird“.
Anstatt „Vorwärts in die Zukunft” heißt es dann „Zurück ins Vorgestern”? Jagen wir dann auch wieder Mammuts? Weil’s so schön war? Und weil wir schon dabei sind: Wird sich dieses Internet auch nicht durchsetzen und bald wieder abgeschafft?
Nebenbei persönlich angemerkt: „Chefs und Chefinnen“ … bei dieser Betitelung im Artikel (nicht in der Studie) frage ich mich, ob die Umfrage tatsächlich mit Menschen aus dem Hier & Heute durchgeführt wurde. Warum nur assoziiere ich solch ein „Hier (oben) Chef/in, dort (unten) die Anderen“ mit „Ich Tarzan, du Jane“?
Das Wort „Chef“ leitet sich übrigens vom lateinischen „caput“ ab – ein Schelm, wer angesichts der Rückwärtsgewandtheit ein zweites T dranhängt.
Abschied vom „New Normal“?
68 Prozent der befragten Führungskräfte glauben laut der von KPMG durchgeführten Studie, „dass ihre Teammitglieder innerhalb der nächsten drei Jahre wieder komplett ins Büro zurückkehren werden“.
Wer wurde befragt? 1.325 CEOs weltweit. Wer glaubt wirklich, dass sich die Zeit und Arbeitswelt wieder auf das „Old Normal“ von gestern zurückdrehen lassen?
Well, didn‘t you get the message?
Zurück zum „Old Yesterday“?
Zwar glaube ich, dass man sich noch mit so einigen Aus- und Nebenwirkungen von heimischer Arbeit beschäftigen muss und wird, doch wieder zurück „auf Anfang“, alle wieder ab ins offizielle Office? Nee, oder?
Vielmehr halte ich dagegen, dass so einige dieser CEOs und Unternehmen, die diesen Aspekt von (mehr als nur rein räumlicher) Flexibilität rückgängig machen, wieder abschaffen wollen, sich mittelfristig selbst entsorgen.
Wir sprechen uns in drei Jahren, am 15.10.2026. Die Wette gilt.
… doch es braucht wohl noch eine weitere Betrachtung:
Wer von zuhause arbeitet, ist also unwichtig?
Ja, ich möchte nicht, dass ich eines Tages bei der Feuerwehr anrufe, weil’s brennt, und dann „Sorry, wir sind heute alle im Homeoffice!“ als Antwort erhalte.
Doch sind die in der o.g. Studie befragten „Chefs & Chefinnen“ vermutlich nicht allesamt von der Polizei und Feuerwehr, nicht Ober-Notärzte (w/m/d) oder CEOs von Krankenhäusern. Wahrscheinlich auch nicht alle aus dem Handwerk oder produzierenden Gewerbe.
Aus letztgenannter Industrie stammt dieses Zitat vom scheidenden Trigema-CEO Wolfgang Grupp (80):
„Wenn einer im Homeoffice arbeiten kann, ist er unwichtig.“
Nachdem Unternehmerpromi (Zitat aus „Capital“) Carsten Maschmeyer sich Grupp lautstark entgegenstellt, springt New-Work-Apostel (mein eigenes Zitat) Markus Väth dem baldigen Ex-Chef ebenso vehement zur Seite.
Die entsprechenden Interviews und Artikel sind unten in den Quellen zu finden.
Hmm, ich bleib dabei: Meine Wette gilt.
Fußnoten:
*1 „Der Begriff Revolution stammt ursprünglich aus der Astronomie. Wörtlich bedeutet er Zurückwälzen. Die Astronomen des 15. Jahrhunderts bezeichneten das Zurückkehren von Sternen zum Ausgangspunkt ihrer Umlaufbahnen mit dem lateinischen Wort »revolutio«.“ (Quelle: https://www.phoenix.de/themen/dossiers/was-ist-revolution-a-214332.html, Abruf am 10.10.2023)
*2 „Die Tatsache, dass das Wort »Revolution« ursprünglich Restauration bedeutete, ist mehr als nur eine #semantische Kuriosität.“ (Hannah Arendt in: Die Freiheit, frei zu sein. dtv. 12. Ausgabe, 2020)
Quellen:
ARTIKEL: https://t3n.de/news/homeoffice-ende-fuehrungskraefte-umfrage-1581117/
Wer’s nachlesen möchte:
Interview von Grupp: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/trigema-chef-grupp-im-gesprach-wenn-einer-im-homeoffice-arbeiten-kann-ist-er-unwichtig-10555318.html (Sorry, Paywall)
Beef mit Maschmeyer: https://bild.de/unterhaltung/leute/leute/homeoffice-carsten-maschmeyer-knoepft-sich-trigema-chef-wolfgang-grupp-vor-85616728.bildMobile.html (Wenn schon Beef, dann in der „Bild“)
Rückendeckung von Väth: https://www.capital.de/amp/karriere/homeoffice-streit--warum-wir-wolfgang-grupp-genau-zuhoeren-sollten-33897242.htm
#NewWork ist mehr als #Homeoffice. #Flexibilität ist mehr als räumlich zu verstehen. #Gestern war gestern.
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