Buchempfehlungen für Führungskräfte oder solche Menschen, die es werden wollen

Eine literarische Leadership-Liste
von Andreas Steffen

Zweimal Basketball, einmal Fußball, einmal Weltall, einmal Japan und zum Schluss noch zweimal eine Mixtur aus Politiktheorie und Philosophie: aller guten Dinge sind diesmal weder drei noch fünf, stattdessen sieben. Es ist keine abschließende oder gar „vollständige“, sondern eine spontan und intuitiv aus dem Bauchgedächtnis entstandene Liste von Büchern, die ich herausgepickt habe.

 

Vertrauen, Werte, Accountability und Cookies

Dass man beim Basketballspielen sehr viel übers Business lernen kann? Ach, dazu könnte man ein ganzes Buch schreiben! (Womöglich ist das bereits geschehen.) Hier sind dazu meine Top Two:

Steve Kerr ist mein persönlicher Held. Weil er als Spieler und als Trainer/Coach bisher bereits neun Championships eingefahren hat? Ja, auch das. Doch vor allem, weil er dies auf eine Art geschafft hat, durch die echtes Empowerment und „dienende Führung“ anschaulich und lebendig werden.

Mike „Coach K“ Krzyzewski ist einer der erfolgreichsten College-Trainer, der also mit Talenten arbeitet, bevor sie Profis werden. Man muss ihn weder mögen noch lieben – doch über die Themen in seinem Buch nachzudenken, lohnt sich sehr. Man erfährt dort beispielsweise, was selbstgebackene Schokokekse mit konsequenter Verantwortungsübernahme zu tun haben.

„Steve Kerr: The inspiring Life and Leadership Lessons of one of Basketball’s greatest Coaches” von Clayton Geoffreys

 
 

„Leading with the Heart – Successful Strategies for Basketball, Business, and Life” von Mike Krzyzewski

 
 

Leise führen mit Gelassenheit

Fußball … etwas von Pep Guardiola? Oder Jürgen Klopp? Vielleicht von Jogi Löw, Hansi Flick oder Kaiser Franz? Nein. Stattdessen kommt hier eine Portion „Dolce Vita“ mit ins Spiel – nämlich durch Carlo Ancelotti, der aktuell die Mannschaft von Real Madrid trainiert und anleitet.

„Zunächst einmal muss man zwei schwierige Dinge hinbekommen – ein gutes Verhältnis zu den Spielern und die eigene neue Rolle als Boss.“ Die Ehrlichkeit, mit der Ancelotti seinen Werdegang beschreibt, insbesondere den Übergang vom Spieler zum Trainer, hat mich beeindruckt. Dabei spricht der Italiener über Druck und Angst, über Unzulänglichkeiten, Verletzlichkeit und einen langfristig ebenso gesunden wie erfolgreichen Umgang mit sich selbst.

„Quiet Leadership – wie man Menschen und Spiele gewinnt” von Carlo Ancelotti

 
 

Im All fürs Leben lernen

Jetzt wird’s abgefahren, es geht nämlich hinaus in den Weltraum und auch vorher wie nachher auf die Erde. Captain Kirk auf Landurlaub? Luke Skywalker, Han Solo, Prinzessin Lea und Chewbacca im Offsite beim Teambuilding? Nicht ganz. Für diese Leadershipliste ist es ein Kanadier, der meinen galaktischen Zuschlag erhält.

Muss man eine Astronauten-Ausbildung absolvieren und ins All fliegen, um etwas über Führungsstärke, Teamplay, Vertrauen, Commitment und echte Accountabilty zu lernen? Ganz sicher nicht! (Wobei es sicher auch nicht schadet, falls man gerade nichts Besseres vorhat und ein Raumschiff besitzt.) Dieses im schönsten Sinne abenteuerliche Buch ist gerade deshalb interessant und lesenswert, weil es so überhaupt gar kein klassischer Management-Ratgeber ist.

„Anleitung zur Schwerelosigkeit: Was wir im All fürs Leben lernen können“ von Chris Hadfield

 
 

Mindful (Self-) Leadership

Japan? Etwas zu Strategie, Kriegskunst und mit Samurais? Vielleicht über Kaizen, Kaban oder Kata? Womöglich über Ikigai? Ganz knapp.

Natürlich sind (alle) Führungskräfte stets klug und weise. Und meist wissen sie vieles (alles) besser als die Menschen in ihren Abteilungen und Teams. Oder doch nicht? Zwischendurch kann es sich lohnen, die Dinge (oder Menschen) jeden Tag so zu betrachten, als würde man ihnen zum ersten Mal begegnen. Muss man sich dazu in den Lotussitz quälen oder stundenlang samt Klangschale vor einem Räucherstäbchen verharren? Definitiv nicht. Nur dann, wenn’s Spaß macht. Ansonsten reicht das Lesen und anschließende Nachdenken, Reflektieren, Üben und immer wieder Neudenken. Und gelegentlich lohnt sich auch das Nichtdenken.

Zen-Geist – Anfänger-Geist: Unterweisungen in Zen-Meditation“ von Shunryu Suzuki

 
 

Freiheit für ein aktives Leben?

Ja, es ärgert mich selbst recht ordentlich, dass hier bislang nur männliche Autoren enthalten waren. Und ich hoffe sehr, dass ich in einer nächsten Runde weitaus mehr Diversität hineinbringen kann. Und keinesfalls sollen die beiden letztgenannten Buchtipps für existierende oder angehende lesende Leader ein „Gender-Trostpflaster“ sein – im Gegenteil. Mit Hannah Arendt kommt hier eine Dame gleich doppelt zu Wort, in die ich mich vor wenigen Jahren beinahe „schockverliebt“ hatte. Was für großartige Gedanken! Die auch heute relevant sind.

Was bedeutet es, als Mensch wirklich frei zu sein? Ist nur Leichtigkeit das Resultat oder auch Verantwortung? Frei von Sorgen, Druck und Ängsten – oder kommt mit der Freiheit womöglich eine gewisse Pflicht hinzu, diese auch gut zu nutzen? Wer über solche Fragen reflektieren will, findet hiermit wertvolle Denkanregungen.

Dieses letzte Buch in der 7er Liste hat schon einige Jahre auf dem Buckel. Hat sich die Welt seit 1958 denn nicht komplett verändert? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Möglicherweise sind einige Grundthemen von damals auch heute noch ebenso aktuell wie wichtig, um als Gemeinschaft gut (miteinander) zu leben. Ich bin mir sicher, dass Frithjof Bergmann dieses Buch gelesen und gemocht hat. New Work? Vita activa.

„Die Freiheit, frei zu sein“ von Hannah Arendt

 

„Vita activa oder Vom tätigen Leben“ von Hannah Arendt

 
 

Zu den „Honorable Mentions“, bei denen ich jetzt aufzupassen versuche, dass sie nicht endlos werden, kommen mir ganz spontan noch die gleich folgenden Bücher in den Sinn. Nach den ersten Drei höre ich mit bravouröser Selbstdisziplin allerdings auch schon kommentarlos auf:

  • „Drive: Was Sie wirklich motiviert“ von Daniel H. Pink (Wer mehr über Motivation nachdenken und wissen möchte, wird hier fündig.)

  • „Drehbuch für Meisterschaft im Leben“ von Ron Smothermon (Harter Tobak, weil wichtige Dinge fürs Leben als Selbstführungskraft ohne Schnörkel dargestellt werden.)

  • „Kann mir bitte jemand das Wasser reichen?“ von Ari Turunen (Weil eine Portion Heiterkeit und „Selbsthumor“ nie schadet.)

Na gut, doch noch ein Schlusswort: Was genau man daraus für „Good Leadership“ lernen könnte oder sollte? Das möge bitte Einjede und Einjeder selbst herausfinden. Und jetzt:

Viel Vergnügen beim Lesen!

PS: Selbstproduzierten Lesestoff gibt es übrigens hier.